Mount Valley

Tagebuch

 

 

 

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Seite 6

Zweite Woche

Dienstag

Am Dienstagmorgen wird der Hilux ausgeräumt. Es sind nur drei Kacheln auf der Fahrt gestern zu Bruch gegangen. Christa versorgt den Springbock. Petrus und die Handwerker bekommen ein Großteil davon ab und sind hocherfreut. Während unserer Abwesenheit haben die Handwerker die Badkammer zu Ende gemauert und in der Wand Aussparungen für den Dachstuhl gelassen. Die Aussparungen müssen nun verändert werden, weil wir anderes Holz mitgebracht haben. Am Abend ist der Dachstuhl fertig, in Deutschland wäre jetzt Richtfest. 

Wir richten Marias Abwaschkammer ein. Ein Ablagebrett wird an der Wand befestigt, und ein hölzernes Hakenbrett für Geschirrhandtücher, das wir bei einem Antiquitätenhändler in Deutschland für 1 Euro erstanden haben. Über das Fenster hängen wir ein Kudugehörn, das schon seit Jahren in der Garage liegt, und das Christa mit Klarlack etwas aufmöbelt. 

Das Wetter hat sich geändert. Die Sonne strahlt aus blauem Himmel, die Temperatur nähert sich schon um 9.00 Uhr der 30°C Marke, der Wind hat auf Südwest gedreht. Die Kleine Regenzeit ist anscheinend vorbei. Am späten Nachmittag wollen wir nach Bushman Rocks fahren, um dort unseren Sundowner zu trinken. Ich vergesse, Gläser in unsere Sundownertasche zu packen, was Christa aber noch rechtzeitig merkt, bevor wir im Auto sitzen. Kurz nach den Olifants-Steinen will ich das erste Foto machen, aber ich habe den Fotokoffer vergessen. Das ist mir noch nie passiert. Irgendwie scheint heute nicht mein Tag zu sein. Schon beim Umfüllen des Gins in das kleine Sundownerfläschchen mittels eines Trichters habe ich mindestens zwei doppelte Gins verschüttet, was hier am Ende der Welt einer mittleren Katastrophe gleichkommt. Da es erst 18.00 Uhr ist, die Sonne um 19.30 Uhr untergeht, fahren wir zügig zum Haus zurück, um den Fotokoffer zu holen, es sind nur 7 Km. Als wir beim Haus sind, kommt ein heftiger Südwestwind auf, und wir nehmen lieber den Sundowner auf unserem schönen Sundownerplatz. Wir sind noch ganz erschöpft von unserem Windhuk-Abenteuer und gehen schon um 20.00 Uhr zu Bett.

Mittwoch 

Am Mittwochvormittag wird das Dach gedeckt. Am Nachmittag nehmen die Handwerker die beiden verbliebenen Fenster aus dem Schlafzimmer, Rahmen und Scheiben bleiben unbeschädigt. Anschließend stemmen sie den Türdurchbruch vom Schlafzimmer in die neue Badkammer und den Durchbruch für die neuen schmalen Fenster im Schlafzimmer, die bis zum Boden reichen. In der Außenwand des Schlafzimmers klafft nun eine Öffnung von fast 4 m². Nach dem nächsten kräftigen Ostwind werden wir im Schlafzimmer Sandburgen bauen können. 

Obwohl die Sonne seit einigen Tagen aus wolkenlosem Himmel scheint, haben wir in der Dusche auch heute Mittag immer noch kein heißes Wasser. Ich habe nun keine Ausreden mehr, zumal die Handwerker auch die Leiter nicht mehr benötigen, nachdem das Dach gedeckt ist. Christa droht mir mit Essensentzug (!), wenn ich mich heute nicht um die Sonnenkollektoren kümmere. Also klettere ich am Nachmittag aufs Dach und finde auch sofort die Ursache des Defektes. Ein Schlauch im geschlossenen System zwischen Sonnenkollektoren und Tank ist abgegangen, offenbar hat jemand im Mai die Horseclam nicht fest genug angezogen. Der Fehler ist schnell behoben, Petrus legt einen Schlauch auf das Dach, und über das Überdruckventil, das ich abschraube, wird die Anlage neu befüllt. Morgen Mittag, spätestens, müsste es wieder heißes Wasser in der Dusche geben. 

Bevor die Handwerker um 19.00 Uhr Feierabend machen, verschließen sie die große Öffnung im Schlafzimmer mit 3 Wellblechteilen, die sie fix in einen Holzrahmen nageln. Wir sind sehr zufrieden mit den Handwerkern. Sie sind umsichtig, fleißig, schnell und arbeiten akkurat. Wir erklären dem Jakobus mit wenigen Worten, was wir uns vorstellen, er nickt nur, malt manchmal Zahlen an die Wand und setzt unsere Ideen perfekt um. Ich habe ihm in meiner Werkkammer gezeigt, was er wo findet, er benutzt fachmännisch meine Elektrogeräte und das Stromaggregat, und am Abend befindet sich alles wieder ordentlich an seinem Platz. Man muss in Deutschland lange suchen, um so gute Handwerker zu finden. Es gibt auch kaum noch Verständigungsschwierigkeiten. Jakobus versteht sehr gut Deutsch, er spricht auch ein bisschen, er war in den ersten Tagen einfach nur zu schüchtern. 

Heute ist Halbzeit, aber es kommt uns vor, als seien wir schon ewig hier. Nach dem Abendessen sitzen wir mit einem Glas Wein noch lange auf dem Sundownerplatz, schauen in das vom Mond beschienene Tal, kein künstliches Licht stört das Auge, und die einzigen Geräusche sind  das Rauschen des Windes in den Zweigen der Bäume und die metallisch klingenden Rufe der Geckos unten im Tal.

Donnerstag 

Am Donnerstag schütten die Handwerker die Badkammer auf und am Abend ist bereits die Bodenplatte gegossen. Ich fahre schon vor Sonnenaufgang in das Olifantskamp zum Fotografieren während Christa noch auf unserem Matratzenlager im Wohnzimmer schläft. Den Vormittag verbringe ich mit Computerarbeit. 

Gegen 16.30 Uhr brechen wir zu einer Farmtour auf, erst durch unsere ‚Wüste’ Richtung Kanaan, wo wirklich alles öd und leer ist. Zurück fahren wir über die nordöstlichen Kampe, wo das Gras frisch und grün ist. Auf einem kleinen Hügel halten wir an und schauen fasziniert auf den Garten Eden vor uns. Alles ist voller Springböcke, einzelne Gruppen von 4  oder 5 Tieren, kleinere Herden von 20 bis 40 Tieren, aber auch eine riesige Herde von mindestens 100 Tieren, die bei unserem Anblick wie eine hellbraune Welle über einen Hügel schwappt und dahinter verschwindet. Eine Gruppe von 8 Straußen zieht durch das Rivier nach Süden in die Ödnis, und nur einige hundert Meter weiter ein zweite Gruppe von 7 Straußen. 20 Oryxantilopen schauen lange bewegungslos zu uns herüber, bevor sie sich in schwerfälligem Galopp entfernen. 

Heute wollen wir endlich unseren Sundowner bei Bushman Rocks trinken. Dort lungert allerdings Shorty mit roten Beinen herum. Seine drei Hennen nehmen Reißaus als sie uns sehen, aber Shorty nimmt sofort zielstrebig Kurs auf den Landcruiser, den er nun umrundet. Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Gin Tonic im Auto zu trinken. Dann verlasse ich doch das Auto, um einige Fotos zu machen. Ich stelle mich auf einen Felsen, wo er mich nicht erreichen kann, aber nun hält er sich permanent zwischen mir und dem Auto auf. Wir müssen schon in die Trickkiste greifen, damit ich wieder heile ins Auto gelange. Christa steigt auch aus und lenkt ihn ab, und ich kann gemütlich von meinem Felsen steigen. Auf diesen Trick ist er bisher immer reingefallen. Ich denke nicht, dass Shorty aggressiv ist, er ist nur einfach neugierig, jedenfalls hat er keinerlei Anzeichen von Angriffslust gezeigt. Aber bei Straußen mit roten Beinen soll man vorsichtig sein. In Südafrika kommen mehr Menschen durch Strauße zu Tode als durch Schlangen. 

Nach dem Abendessen setzen wir uns ins helle Mondlicht auf den Sundownerplatz. um 21.00 Uhr ist es auf der Veranda noch 29°C warm, die Höchsttemperatur auf der Veranda betrug heute 39°C um 15.00 Uhr. Aber es ist gut auszuhalten, weil die Luft trocken ist.

 

 

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