Mount Valley

Tagebuch

 

 

 

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Erste Woche

 

Donnerstag 

Die Versiegelung der Natursteine in der Abwaschküche ist über Nacht getrocknet und fest geworden. Wir können nun am Donnerstagmorgen dort den neuen Kühlschrank aufstellen, der noch verpackt auf der Veranda steht. Hans hatte den Kühlschrank im September nach umfangreichen Recherchen und eingehender Beratung bei der Firma Blue Flame in Windhuk gekauft und  mit der Nampost nach Helmeringhausen schicken lassen. Es ist ein Elektrolux und soll der Mercedes unter den Gaskühlschränken sein. Wir packen ihn aus. Es steht aber nirgends Elektrolux. Der Kühlschrank ist von der Marke ‚Dometic’, Made in South Afrika. Ein Versuch, Hans telefonisch zu erreichen scheitert,  wahrscheinlich ist das Telefon schon abgemeldet, denn Hans und Grete wollten heute auf die Farm Khomas, morgen fliegen sie nach Australien. Ich setze schnell noch eine Email ab, vielleicht hat er ja irgendwo noch die Möglichkeit, Emails zu lesen. 

Glücklicherweise befindet sich ein Visitenkärtchen mit zwei Telefonnummern bei den Kühlschrankunterlagen . Bei Blue Flame ist besetzt, aber unter der angegeben Cellphone-Nummer erwische ich den Geschäftsführer Tikki Reichstein, der gerade in seinem Auto sitzt und dieses erst einmal Parken muss. Er kann sich gut an Herrn Kress und den Versand des Kühlschranks nach Helmeringhausen erinnern. Das hat alles seine Richtigkeit, meint er. Es sei ein Elektrolux, der in Südafrika in Lizenz gebaut und unter der Marke – er sagt: Spitzname – ‚Dometic’ vertrieben wird. Nun, glauben wir ihm. Es dauert einige Zeit und Versuche, ehe der Kühlschrank läuft, der am Nachmittag aber schon auf 8°C herunter gekühlt ist. 

Die Handwerker mauern heute die Badkammer hoch, die Neels im Mai schon begonnen hatte, und sie sind so schnell, dass abzusehen ist, dass wir Morgen unser Schlafzimmer räumen müssen, damit von dort der Durchbruch zur Badkammer gemacht werden kann. 

Weil Marias Abwaschkammer fertig ist, können wir heute am Nachmittag endlich die erste große Farmtour machen. Wir fahren über das Rivier und dann auf der Hauptpad Richtung Kanaan. Wir stellen schnell fest, dass der Eindruck einer grünen bayerischen Wiesenlandschaft leider nur für den Ostteil der Farm Richtung Sinclair und das Gebiet nördlich des Riviers zutrifft, das bei uns Klippenfeld heißt. Südlich des Riviers bis zu den Zebrabergen hat es nicht geregnet. Es sieht grau, trocken und trostlos aus, es ist kaum noch Gras vorhanden, und je weiter wir nach Westen kommen, desto wüstenhafter wird es. Erst im Südwesten des Tals bis zur Kanaangrenze ist gestern etwas Regen gefallen, der Regenmesser am Sonderkop-Windrad zeigt 1 mm Regen an, und kurz vor der Kanaangrenze hat sich sogar ein kleiner flacher See gebildet, an dem sich just ein Schwarm Namaqua-Flughühner niederlässt, als wir dort eintreffen. 

Am Kanaan-Windrad finden wir das Skelett eines toten Straußes. Offenbar ist er gegen einen Zaun gelaufen, dann kopfüber darüber gefallen, wobei seine Beine zwischen zwei Drähte gerieten, die sich verdrehten und die Beine einklemmten, als er über den Zaun fiel.  Dann konnte er sich nicht mehr aus den Drähten  befreien und muss elendig verendet sein, eine leichte, hilflose Beute für Schakale und anderes Raubzeug. 

Es ist wirklich erstaunlich, dass sich in dieser Wüstenlandschaft überhaupt noch Tiere aufhalten können, aber wir entdecken 7 Strauße, 3 Pärchen und einen einzelnen Hahn. Wir sehen auch unsere kleine Blessbockherde, 14 Tiere auf dem Weg nach Norden, wo es frisches, grünes Gras gibt. Die Pachtrinder finden hier keine Weide mehr, sie halten sich im Osten auf, und müssen immer gute 10 Km zurück zum Wasser laufen. 

Wir fahren am Grenzzaun zu Kanaan entlang durch graslose Wüstenlandschaft nach Norden, halten nur kurz bei Poachers Lookout an, weil es schon spät geworden ist, dann geht es nördlich des Riviers zurück zum Haus. Nun sehen wir schon vereinzelt grüne Grasbüschel aus dem grauen Boden sprießen, und als wir uns dem Olifantskamp nähern, geraten wir in diese unwirklich scheinende grüne bayerische Wiesenlandschaft. Hier gibt es auch wieder viele Springböcke in Herden unterschiedlicher Größe, insgesamt zählen wir mehr als 120 Tiere, die mit ihrem hellbraunen Fell im grünen Gras sehr gut zu sehen sind. Auch Shorty hält sich hier mit sechs weiteren Straußen auf. Shorty kommt sofort zum Auto marschiert, als er uns entdeckt, er hat rote Beine, ist also mit Vorsicht zu genießen. Eine Henne tanzt, es besteht Hoffnung, dass es bald Küken gibt. 

Unsere Handwerker mauern immer noch an der Badkammer, als wir kurz vor 19.00 Uhr von unserer Tour zurück sind.

Freitag 

Freitagmorgen räumen wir schon vor dem Frühstück das Schlafzimmer aus, kleben die Türen der Einbauschränke ab und legen zum Schutz des Teppichbodens eine starke Plane aus. Nach dem Frühstück erhält Marias Abwaschkammer den letzten Schliff. Aus den Resten der Arbeitsplatte, die vor drei Jahren beim Ausbau der Küche übrig geblieben waren, säge ich passende Stücke für eine Ablage neben der Spüle, vorher befanden sich dort gelb gestrichene, rohe Holzstücke. Für Elektrosäge, Winkelschleifer und Bohrer muss ich den kleinen Stromgenerator anlassen. Dies ist immer ein spannender Moment, denn wenn das Gerät einige Monate während unserer Abwesenheit nicht benutzt wurde, verbringe ich meistens einige Stunden damit,  es überhaupt zum Laufen zu bringen. Heute springt der Generator aber sofort an. 

Von Hans bekomme ich heute eine Email. Er hat meinen Hilferuf wegen des scheinbar falschen Kühlschranks noch erhalten, und ist, weil er am Donnerstag sowieso in Windhuk war, gleich zu Blue Flame gefahren, um Tikki Reichstein auf den Topf zu setzen. Der konnte ihm freudestrahlend von meinem Anruf berichten und hat dem Hans auch gleich nachgewiesen, dass es sich bei Kühlschränken der Marke ‚Dometic’ um Elektrolux handelt, irgendwo hinten am Kühlschrank soll Elektrolux stehen. 

Die Handwerker bauen das erste Fenster aus dem Schlafzimmer aus. Jakobus ist derart geschickt, dass Fensterrahmen und Scheiben unbeschädigt bleiben. Bei ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit waren anschließend weder Fensterrahmen noch Scheiben mehr zu gebrauchen. Dann erklärt Jakobus, dass nur noch ein Sack Zement da ist, der sei am Nachmittag verbraucht. So etwas hören wir immer besonders gern am Freitagmittag. Christa schnappt sich Maria und das Bübchen vom Jakobus und düst mit dem Hilux nach Sinclair. Zwei Stunden später ist sie mit 6 Sack Zement zurück. Am Abend ist die Neue Badkammer auf etwa 2,20 m hoch gemauert und es sind alle Fensterrahmen eingesetzt. Wir sind unserem Zeitplan weit voraus. 

Am Nachmittag bekommen Handwerker und Staff anstelle von Marmeladenbroten süße Pfannekuchen zum Tee. Wir haben kein Brot mehr, und weil wir am Sonntag nach Heusis zum Dietmar fahren wollen, lohnt es nicht, heute noch Brot zu backen. Wir machen eine kleine Tour in unsere grüne bayerische Wiesenlandschaft, am Nordufer des Riviers entlang, den Weg nennen wir Riverroad, und über Bushman Rocks zurück zum Haus. Es ist kein schönes Fotolicht heute. Es ist wie gestern auch heute den ganzen Tag über bedeckt, aber Regen- und Gewitterwolken haben sich verzogen. Kurz vor 19.00 Uhr sind wir am Haus zurück und sitzen zum Sundowner an Schätzles Fässchen. Die Wolkendecke endet im Westen dort, wo die Namibwüste beginnt, also ungefähr 20 Km westlich von Mount Valley, über der Namib ist der Himmel blau. Etwa 15 Minuten vor Sonnenuntergang sinkt die Sonne im Westen unter die Wolkendecke, und ihre Strahlen tauchen die Berge um uns herum in ein atemberaubendes Licht, die in allen Braun-, Rot- und Orangetönen aufleuchten, wobei die Wolken von unten beschienen werden und in Pink erstrahlen. Man muss das mit eigenen Augen sehen, es ist schwer diesen faszinierenden Anblick in Worte zu fassen. 

Wir disponieren spontan um. Eigentlich wollten wir in die Orangenkammer ziehen, solange unser Schlafzimmer während der Bauarbeiten nicht benutzbar ist. Das erscheint uns zu umständlich. Die Küche ist weit weg, aber vor allen Dingen das Office, so dass ich lange Wege durch die finstere Nacht zum Haus gehen müsste, wenn ich wie jetzt – es ist soeben 4.41 Uhr – am Laptop arbeiten will. Also legen wir die Matratzen ins Wohnzimmer auf den Boden und schlafen dort. Tagsüber werden die Matratzen im toten Flur verstaut. 

 

 

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